Nachtrag zum Katalog der Siebold-Ausstellung

Vom 11. Oktober 2019 bis 26. April 2020 präsentierte das Museum Fünf Kontinente (das frühere Völkerkundemuseum) in München eine umfangreiche Schau unter dem Titel „Collecting Japan“. Dabei ging es um das „Japanische Museum“ von Philipp Franz von Siebold, dem Japanforscher des 19. Jahrhunderts aus Würzburg.

Auf dem Werbeflyer für die Ausstellung ist er als junger Mann zu sehen, er wurde porträtiert, als er gerade von seinem ersten Aufenthalt in Japan von 1823 bis 1829 zurückgekehrt war. Doch das „Japanische Museum“ von Siebold, aus dem nun eine größere Auswahl aus dem Bestand des Museums gezeigt wurde, entstand während Siebolds zweitem Aufenthalt von 1859 bis 1862 und wurde von ihm persönlich ab Mai 1866 in den Sälen der Hofgartenarkaden in München dem Münchner Publikum vorgestellt. Er hatte die Hoffnung, dieses „Japanische Museum“ dem bayrischen Staat verkaufen zu können.

Seine Hoffnung erfüllte sich aber erst nach seinem Tod 1866. Die Familie Von Siebold musste längere Zeit nach einem Käufer suchen; erst 1874 übernahm dann der bayerische Staat die Sammlung, die sich zu einem Grundpfeiler der ostasiatischen Abteilung des damaligen Völkerkundemuseums entwickelte.

Mitglieder der Deutsch-Japanischen Gesellschaft durften von Zeit zu Zeit in die unterirdischen Depots des Museums hinabsteigen und einige der von ihm zusammengetragenen japanischen Objekte genauer studieren. Die Erwartungen waren also hoch, denn schon lange hatte man auf eine umfangreiche Siebold-Ausstellung gehofft.

Es gelang dem Museums aber nicht, den geplanten Begleitkatalog rechtzeitig zur Eröffnung zu publizieren, ein Wermutstropfen, denn das Interesse der Besucher war groß, Näheres über Siebold und seine beiden Aufenthalte im frühen 19. Jahrhundert in Japan zu erfahren.

Doch nun ist im Frühjahr 2022 eine Ausgabe des geplanten Katalogs erschienen, allerdings in Japan und in japanischer Sprache. Das „National Museum of Japanese History“, der Kooperationspartner der Siebold-Ausstellung von 2019/2020, hat sich um Übersetzung und Herausgabe bemüht. Und der Verlag Rinsen Book Co. in Kyoto hat den Katalog mit dem Titel „Shiboruto no nihonhakubutsukan“ (Siebold’s Japanese Museum) als Teil drei in die Reihe „Ibunka o tsutaeta hitobito (Transmitters of Another Culture) aufgenommen.

Das Buch besteht aus vier Kapiteln von Bruno J. Richtsfeld (München), Udo Beireis (Würzburg), Hans Bjarne Thomsen (Zürich) und von mir selbst. Es enthält zahlreiche Abbildungen, vor allem der Objekte in der damaligen Siebold-Ausstellung.

Der Katalog soll zwar auch in deutscher Sprache erscheinen, doch das Herausgabedatum ist unbestimmt. Wer sich für Siebold und seine Japansammlung interessiert, muss also noch etwas warten.